15. Februar 2024, Stefan Urech, Zürich
Die Obdachlosigkeit in Zürich ist im Vergleich zu anderen Städten ein verhältnismässig bescheidenes Problem.
Obdachlosigkeit ist auch in der Schweiz ein Thema. (Bild: Kath.ch)
Das Fürsorgesystem für Obdachlose in Zürich wird im Gemeinderat immer wieder thematisiert. Linke Gemeinderäte stellen regelmässig Forderungen nach neuen Angeboten.
Kostenlose Schliessfächer
Letzte Woche beispielsweise reichten zwei Gemeinderätinnen der Grünen und einer von der AL einen Vorstoss ein mit der Forderung nach kostenlosen Schliessfächern «an zentralen Orten», wo Obdachlose «Wertsachen sowie Schlafsäcke und Rucksäcke in Schliessfächern» unterbringen können. Vor einem Jahr forderte die Alternative Liste, dass Obdachlosen «bedingungslos» und «unbefristet Wohnraum zur Verfügung gestellt» werden soll. Allerdings lösen solche Massnahmen das Problem nicht wirklich. Basel dient den Linken als Vorbild, weil dieses Konzept dort vor Jahren als Pilotversuch eingeführt worden ist. Trotzdem hat Basel einen im Vergleich zu Zürich doppelt so hohen Anteil Menschen, die auf der Strasse schlafen. In Genf, der Schweizer Spitzenreiterin, gibt es mit 210 pro 100 000 Einwohner gar dreimal so viele Obdachlose wie in Zürich. Auch Lugano und Bern (wo sich die Zahl in den letzten Jahren verdoppelt hat) rangieren vor Zürich. Gut gemeinte Hilfestellungen tragen oft nicht zur Entspannung der Lage bei, sondern oft sogar zur Verschärfung. In den USA gibt es dafür zahlreiche Beispiele.
Linke Städte werden überrannt
Nach der Einführung von zusätzlichen Angeboten und der Deregulierung des öffentlichen Raums wurden links regierte Städte wie Seattle, San Francisco und Los Angeles von Obdachlosen dermassen überrannt, dass sie diese Massnahmen teilweise wieder rückgängig machten. Die Obdachlosigkeit in Zürich ist im Vergleich zu anderen Städten ein verhältnismässig bescheidenes Problem. Eine kürzlich veröffentlichte Studie der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW kommt zum Schluss, dass sich die Zürcher Obdachlosen als zufriedener einstufen als ihre Pendants in anderen Schweizer Städten. So finden fast 90 % der Befragten, dass «es Einrichtungen in der Stadt gibt, die anständiges Essen anbieten», fast 80 % bewerten sowohl das medizinische Angebot als auch die Anzahl öffentlicher Orte, «wo sie sich entspannt aufhalten können», als positiv. Mehr als drei Viertel fühlen sich sogar «mit der Stadt Zürich verbunden». Von den etwas mehr als hundert Zürcher Obdachlosen schläft nur etwa ein Viertel auf der Strasse, was im Vergleich zur restlichen Schweiz ein tiefer Wert ist.
Mehr Angebote bedeuten nicht bessere Lösungen
Immer mehr Angebote führen nicht zwangsläufig zu besseren Lösungen. Doch die Linken bewirtschaften das Thema immer weiter, auch wenn in Zürich diesbezüglich keine dramatische Lage zu erkennen ist und sich weitere Unterstützungsmassnahmen weder als nötig noch als zielführend erweisen.
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