15. Februar 2024, Roland Müller, Benken
Das beachtliche Bevölkerungswachstum von 1,5 Prozent oder 23 966 Personen im Kanton Zürich sorgt dafür, dass es überall immer enger wird. Eine detaillierte Auswertung zeigt, dass dieses Wachstum kaum zur Entschärfung beim Fachkräftemangel beiträgt.
In einem Jahr ist der Kanton Zürich bevölkerungsmässig um die Grösse der Gemeinde Horgen gewachsen. (Bild: Wikipedia)
Der Kanton Zürich ist innert Jahresfrist bezüglich der Bevölkerung um das Anderthalbfache vom ganzen Appenzell Innerrhoden auf gesamthaft 1 601 434 Einwohner gewachsen. Konkret verzeichnet man ein Plus von 1,5 Prozent oder 23 966 Einwohnern.
Grosse Unterschiede
Doch nicht alle Gemeinden und Regionen sind gleichmässig gewachsen. Einwohnermässig sind beispielsweise Wasterkingen, Boppelsen, Ellikon a.Thur, Ossingen, Buch a. I. oder Freienstein- Teufen etwas geschrumpft. Auf der anderen Seite zeigen Uitikon (+7,8%), Höri (+5,9%), Thalheim (+4,9%) oder Niederweningen (+4,7%) ein überdurchschnittliches Wachstum auf. Zürich ist um 1,3 und Winterthur um 2 Prozent gewachsen. Ein überdurchschnittliches Wachstum verzeichneten das Furttal (+3,1%), das Zürcher Unterland (+2,1 %) sowie Winterthur und Umgebung (+1,8%). Deutlich unter dem Mittelwert liegt der Pfannenstil (+0,9%) und das Limmattal mit +1,3 Prozent. Der Anteil der ausländischen Bevölkerung lag Ende 2023 bei 455 465 Einwohnern oder 28,4 Prozent und ist innert Jahresfrist um 19 537 oder 1,8 Prozent angestiegen. Dabei ist zu erwähnen, dass man erstmals die 8554 ukrainischen Flüchtlinge mit dem Status S in die Statistik aufgenommen hat. Bei den Gemeinden weisen Dietikon mit 48,5, Schlieren mit 45,6 und Opfikon mit 45,6 Prozent die höchsten Ausländeranteile auf. Auf der anderen Seite der Skala liegen Dättlikon und Buch a. I. mit einem Anteil unter 8 Prozent. Bezirksmässig liegt der Anteil im Bezirk Andelfingen gerade einmal bei 14 Prozent, während es im Bezirk Dietikon 37,6 Prozent sind.
Es kommen nicht primär Fachkräfte
Immer wieder wird die Zuwanderung mit dem Verweis auf den angeblichen Mangel an Fachkräften ins positive Licht gerückt. Die Zahlen der letzten drei Jahre zeigen aber ein ganz anderes Bild, wenn man die vorhandenen Daten auch mit Blick auf die Altersstrukturen betrachtet. Geht man davon aus, dass diese Fachkräfte eigentlich im erwerbsfähigen Alter zuwandern sollten, um den Fachkräftemangel zu beheben, so sollten diese im Alter zwischen 20 und 65 Jahren sein. Während im Zeitraum von 2021 bis 2023 die Zürcher Bevölkerung um 39 089 Einwohner gewachsen ist, haben sich die entsprechenden Altersstrukturen nur unwesentlich verändert. Ein grosser Teil der zugewanderten Bevölkerung wird also benötigt, um die zugewanderte Bevölkerung zu versorgen.
Kaum Wachstum bei Erwerbstätigen
2021 wohnten 989 245 Menschen (17,242 Prozent) im erwerbsfähigen Alter zwischen 20 und 65 im ganzen Kanton. Ein Jahr später stieg die Zahl der Erwerbsfähigen um 10 045 auf 993 299 an, während die Bevölkerung gleichzeitig um 15 123 Anwohner angewachsen ist. Im vergangenen Jahr ist dieser Bevölkerungsanteil um 14 148 auf 1 007 447 Personen angestiegen. Werden diese Zahlen in Relation zur Zürcher Bevölkerung gesetzt, so lag diese 2021 bei 62,934, ein Jahr später bei 62,968 und Ende 2023 bei 62,909 Prozent. Konkret zeigt dies, dass die Bevölkerung just im bestehenden Rahmen gewachsen ist. Konkret stieg der Anteil der Menschen im erwerbsfähigen Alter um 2,4 Prozent. Gleichzeitig stieg die Zahl im Altersabschnitt bis 20 um 2,0 und jener im Rentenalter um gar 3,2 Prozent. Aus Deutschland wanderten 3731 Menschen ein, während aus den übrigen Ländern 7558 Personen in den Kanton Zürich kamen.
Bevölkerungswachstum verschlingt Ressourcen
Die Bevölkerungszunahme entspricht just der Grösse der Gemeinde Horgen mit ihren 23 657 Einwohnern. Konkret heisst dies, dass man in einem Jahr Horgen gebaut hat. Dafür musste fast 10 Mio. Kubikmeter Gebäudevolumen für 10 187 Haushalte respektive Wohnungen realisiert werden. Dafür wurde Bauland im Umfang von 350 ha beansprucht. Dies hat dazu geführt, dass für 533 Kindergärtner, 1554 Primarund 596 Oberstufenschüler Lehrkräfte angestellt und Schulraum gebaut werden musste. Dazu kommen zusätzliche 356 Mittelschüler und weitere 458 belegen einen Platz an der Berufsschule. Konkret brauchte es auch 52 zusätzliche Ärzte, 12 Zahnärzte und 5 Apotheken. Nimmt man allein die Schülerzahlen und rechnet pro 20 Schüler eine Vollzeitstelle, so sind nebst 27 Kindergärtnerinnen auch zusätzliche 75 Primar-, 30 Oberstufen- und 18 Mittelschullehrer nötig. Zusätzlich werden Bildungskosten von 52,920 Mio. Franken ausgelöst, für das Gesundheitswesen müssen 11,828 Mio. Franken aufgewendet werden und die soziale Sicherheit kostet 19,469 Mio. Franken. Doch auch der Nettoaufwand für den Verkehr und die Nachrichtenübermittlung fordert zusätzliche Mittel von 8,895 Mio. Franken. Zudem müssen zusätzlich 3869 t Kehricht, 665 t Altpapier und 637 t Altglas entsorgt werden. Zudem müssen zusätzlich 5 535 738 Liter Trinkwasser bereitgestellt werden. Doch auch auf den Strassen führt dies zu einem Mehrverkehr, in dem auch 11 781 Personenwagen und 1862 Motorräder unterwegs sind.
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